Alltag

Und welche Behinderung haben Sie?

Wer barrierefrei leben möchte, sollte auch die Behinderung barrierefrei akzeptieren.

Eigentlich mag ich das Wort ,,Behinderung“ ja gar nicht so gerne. Denn das ist ein Schuh, den sich niemand anziehen muss. Es ist kein Defizit, das einen plagt, sondern die Einstellung dazu. Jeder ist, wie er ist und jeder hat seine Schwächen und Stärken.

Natürlich ist der Alltag ein wenig anders als der von ,,normalen“ Menschen, aber weil er anders ist, kann er auch ganz andere Möglichkeiten offenbaren: In unserer schnelllebigen Zeit kann er einem ,,Behinderten“ die Luft zum Atmen lassen, beispielsweise. Wovon im Übrigen natürlich auch sein Umfeld profitiert!

Im Grunde genommen ist es doch so, dass eine geistige oder körperliche Behinderung einfach nur eine offensichtlichere, sichtbare, ist. Denn haben Sie sich schon mal gefragt, was Sie eigentlich so behindert? Vielleicht sind Sie ja aufgrund Ihrer Persönlichkeit nicht in der Lage, eine glückliche Beziehung zu führen. Oder Sie sind so faul, dass Sie Ihren Job einfach nicht gut auf die Reihe kriegen. Oder aber Sie können nicht richtig schreiben, lesen oder rechnen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, in irgendeiner Art und Weise ,,behindert“ zu sein, aber eines ist unumstrittene Tatsache: Wir alle haben unsere Defizite. Ob die nun offensichtlich in Form eines fehlenden Gliedmaßens ist oder aber sie unter der alltäglichen Fassade brodeln und nur auf ihren Ausbruch warten, wir alle sind irgendwie behindert.
Ich beispielsweise bin ,,redebehindert“ – ich spreche ständig, ohne vorher nachgedacht zu haben. Und das auch noch ohne Punkt und Komma. Ich bin da wie ein Radio, auf dessen ,,Aus-Knopf“ man panisch herum drückt, aber außer einer Blase auf dem Finger, passiert gar nichts, das Gedusel hört und hört einfach nicht auf 😉 .

Ich finde, mit dieser Einstellung könnte man einen weiteren Schritt Richtung ,,Barrierefreiheit“ tun. Das würde zumindest das Mitleid aus den Augen der Menschen nehmen, wenn die sich endlich einmal an die eigene Nase fassen würden. Erst da wird der Mensch hinter der Behinderung wirklich sichtbar für uns. Und erst dann hat er die Möglichkeit, uns zu zeigen, was in ihm steckt.

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