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Medizinstudium mit Behinderung: möglich oder undenkbar?

Das Medizinstudium ist aufwendig und zeitintensiv. Obwohl es paradoxerweise dazu dient, Mitmenschen zur Gesundheit zu verhelfen, zehrt es an den Kräften der Studierenden wie kaum eine andere Studienrichtung. Ist ein Medizinstudium mit Behinderung überhaupt möglich, und wie steht der Stellenmarkt im Gesundheitswesen Medizinern mit Handicap gegenüber?

Durchhaltevermögen ist alles

Es liegt gar nicht so lange her, da war ein Medizinstudium für Menschen mit Behinderung noch unmöglich. Dies hat sich seitdem jedoch geändert: Sowohl Universitäten als auch die Gesellschaft setzen sich für immer mehr Inklusion ein und befürworten somit auch die Zulassung von Studierenden mit Handicap. Dass ein Medizinstudium mit einer Behinderung eine besondere Herausforderung darstellt, muss nicht zusätzlich erwähnt werden. Sind jedoch die nötigen Rahmenbedingungen gegeben, liegt es letztendlich am Willen und vor allem am Durchhaltevermögen der Studierenden, ob sie es auch tatsächlich bis zur Approbation schaffen. Heutzutage sind an den meisten Hochschulen Behindertenbeauftragte tätig, die Studierende tatkräftig unterstützen.

Mobilität als größte Herausforderung

Der Beruf des Arztes ist auch körperlich anstrengend. Daher stellt eine eingeschränkte Mobilität nach wie vor die größte Hürde dar, der Studierende mit Behinderung gegenübertreten müssen. Obwohl sich Universitäten auch hier kooperativ zeigen und viele Räume und Vorlesungssäle mittlerweile barrierefrei sind, muss man dennoch mit entsprechenden Schwierigkeiten rechnen. Oftmals fällt es Studierenden mit einer körperlichen Behinderung schwer, den straffen Vorlesungsplan einzuhalten und sich rechtzeitig am nötigen Ort einzufinden. Da das Medizinstudium sehr praxisorientiert ist, wird häufig in Gruppen gearbeitet. Hier müssen sich Studierende mit Behinderung auf das Verständnis ihrer Kommilitonen verlassen können. Dennoch kann es zu unangenehmen Situationen kommen, in denen Studierende mit Behinderung auf Hilfe angewiesen sind. Bevor man ein Medizinstudium mit einer körperlichen Behinderung antritt, sollte man sich genauestens über die Schwierigkeiten informieren, die einem auf dem Weg zur Zulassungsprüfung begegnen können.

Nicht alle Fachrichtungen sind wählbar

Während ein Medizinstudium mit Behinderung grundsätzlich möglich ist, gelten dennoch bestimmte Einschränkungen. Diese beziehen sich vor allem auf die Wahl der Fachrichtung, da bestimmte Fachrichtungen angehenden Ärzte mit einer körperlichen Behinderung nach wie vor verwehrt bleiben. Zu diesen Fachrichtungen gehören unter andrem die Neurologie sowie die Chirurgie. Allerdings hat sich in der Chirurgie ebenfalls einiges getan: Inzwischen stehen Ärzten mit Behinderung besondere Hilfsmittel zur Verfügung, die es ihnen erlauben, erfolgreiche Operationen durchzuführen.

Sollte man sich für ein Medizinstudium mit Behinderung entscheiden?

Wenn Sie sich als Mensch mit Behinderung für ein Medizinstudium interessieren, sollten Sie zuerst das Umfeld an der Hochschule Ihrer Wahl unter die Lupe nehmen. Was wird getan, um den Studienalltag für angehende Mediziner mit Behinderung angenehmer zu gestalten? Sind jederzeit Ansprechpersonen verfügbar, wenn Sie Hilfe benötigen? Obwohl ein Medizinstudium mit Behinderung ein Kraftakt ist, lässt es sich bei der entsprechenden Motivation durchziehen. Und gerade die Motivation, anderen Menschen in einer ähnlichen Situation zu helfen, spornt viele Mediziner mit Behinderung dazu an, weiterzumachen und keinesfalls aufzugeben.

Bild: pixabay.com, StartupStockPhotos, 849825

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